SPD-Landtagsfraktion und VNP im Gespräch: Finanzielle Fehlförderungen gefährden Erhalt der Heideflächen in Niedersachen

„Wenn die Heide vergrast, können die Flächeneigentümer die Betriebsprämie in Anspruch nehmen plus Gelder aus dem Kooperationsprogramm Biotoppflege für Magerrasen. Damit kommen sie auf den doppelten bis fast dreifachen Beihilfebetrag gegenüber der Erhaltung der Heide. Leider hat das Land Niedersachsen Heideflächen von der landwirtschaftlichen Prämie ausgenommen.“

Von links: Marco Bosse MdL, Dirk Mertens und Wilfried Holtmann vom VNP, Karin Stief-Kreihe, Rolf Meyer und Dieter Möhrmann (SPD-MdL), Conni Baden, Landtagskandidatin; Brigitte Somfleth, Detlev Tanke und Sigrid Rakow (SPD-MdL)

Diese Aussage von Dirk Mertens, zuständig für die Heidepflege beim Verein Naturschutzpark (VNP), sorgte für Kopfschütteln bei den Besuchern aus Hannover. Der Arbeitskreis Umwelt der SPD-Landtagsfraktion unter der Leitung von Detlev Tanke informierte sich im Gespräch mit dem VNP-Vorsitzenden Wilfried Holtmann und Dirk Mertens, Bereichsleiter Offenlandpflege und Naturschutz, in Niederhaverbeck. „Dies ist auch ein Risikofaktor, was den Erhalt der Heide angeht. Zahlreiche Heideflächen sind in den letzten zehn Jahren verloren gegangen“, so Mertens. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern hat Niedersachsen, das Bundesland mit den größten und international bekannten Heideflächen, diese in der aktuellen Förderperiode nicht als landwirtschaftliche Nutzflächen anerkannt. Obwohl die EU mit der Anerkennung der Heide als landwirtschaftliche Fläche einverstanden ist.“ Mit dieser Regelung habe das Land Niedersachsen ein Eigentor geschossen, waren sich alle Gesprächsteilnehmer einig.

Nach der Vorstellung des Vereins Naturschutzpark und seiner Geschichte durch den Vorsitz-enden Wilfried Holtmann kam man schnell zu Fragen des Erhalts der Kulturlandschaft Heide. Für die Landschaftspflege und Entwicklung benötigt der VNP jährlich rund 4 Millionen Euro. Aus dem Grundstock der Stiftung Naturschutzpark Lüneburger Heide, in die das Vereinsvermögen im Jahr 2002 überführt wurde, kommen rund 1,6 Millionen Euro. Weitere Finanzmittel erwirtschaftet die Stiftung aus eigenem Handeln. Plus Spenden kann der VNP einen Eigenanteil der Gesamtkosten von rund 45 % einbringen. Was nichts anderes heißt, als 55 % der notwendigen Mittel durch Einwerbung von Zuschüssen zu gestalten. „Dies wird zunehmend schwieriger und der reine Verwaltungsaufwand dafür übersteigt bereits heute die personellen Kräfte des VNP“, stellte Holtmann heraus.

Wichtig für die zukünftige Entwicklung seien Förderstrukturen, die es ermöglichen, das in der Heidepflege tätige Fachpersonal des VNP daraus zu finanzieren, hieß es. Über die Öffentlich-Rechtliche-Vereinbarung, die mit einer Festbetragsförderung von 392.000 Euro pro Jahr als feste Größe zum Haushalt beiträgt, wird gefordert Fachpersonal vorzuhalten. „Andererseits gibt es Förderprogramme, die Abrechnung von ‚Eigenpersonal‘ nicht zulassen“, bemängelte Dirk Mertens. Erschwerend bei der Einwerbung von Finanzmitteln komme hinzu, dass das Gebiet des VNP auf zwei Landkreise verteilt sei. Dadurch habe die Abwicklung der einzelnen Förderprojekte über zwei Landkreise nach der letzten Verwaltungsreform mit dem Wegfall der Bezirksregierungen und deren teilweisen Ersatz durch die N-Bank und den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) zu deutlichem Mehraufwand in Form von Anträgen, Nachweisen und Abstimmungen geführt. Der Landtagsabgeordnete Dieter Möhrmann hat im Hinblick auf die neue EU-Förderperiode immer wieder Gespräche mit Verantwortlichen des Landes geführt, um zu verlässlichen Förderstrukturen für den VNP zu kommen. „Doch bisher leider erfolglos“, musste Möhrmann feststellen.